
Eva Schönherr hat den Sprung ins kalte Wasser gewagt und ist dafür reich belohnt worden: Nach 18 Jahren am Kloster Frauenberg schloss dort die Schneiderei, in der die gebürtige Bad Salzschlirferin mit großer Leidenschaft Herren-Kleidung gefertigt hatte. Ich habe die Flucht nach vorne angetreten und mich selbstständig gemacht, berichtet Schönherr im Gespräch mit der Bundestagsabgeordneten Birgit Kömpel. Grund für den Besuch der SPD-Politikerin: Eva Schönherr hat kürzlich den hessischen Gründerpreis in der Kategorie mutige Gründung gewonnen und so wollte Birgit die erfolgreiche Jung-Unternehmerin kennenlernen und ihr gratulieren. Ich finde es klasse, dass Eva Schönherr so mutig war. Es ist spannend, wenn junge Leute sich auf den Weg machen, sagt Birgit Kömpel. Denn oft bekämen gerade Frauen bei der Gründung Steine in den Weg gelegt oder trauten sich nicht.
Eva Schönherr hat sich getraut. In Anlehnung an ihren Nachnamen hat sie ihr Atelier in der Fuldaer Ellerstraße Der schöne Herr getauft. Hier fertigt sie hochwertige Mode für Frau und Mann. Ihr besonderes Steckenpferd sind Herren-Maßanzüge, in dem in einem einzigen Exemplar schon mal 80 Stunden Arbeit stecken können. Einen Grundstock an Kunden hatte Eva Schönherr aus dem Kloster übernommen, nun hat sich über Mundpropaganda, soziale Medien und durch den Sieg beim Gründerpreis der Bekanntheitsgrad noch einmal gesteigert. Ich bin glücklich, dass Menschen erfahren, dass es mein Unternehmen gibt, sagt Eva Schönherr, die verheiratet und Mutter einer Tochter ist.
Einig waren sich die Unternehmerin und die Politikerin, dass es in der Selbstständigkeit einfacher sein kann, Beruf und Familie unter einen Hut zu bekommen. Auch Birgit Kömpel war vor ihrem Einzug in den Bundestag selbstständige Unternehmerin. Sie vermittelte Führungskräfte in der Hotellerie.
Die Sozialdemokratin erinnerte die junge Unternehmerin daran, die Altersvorsorge nicht zu vergessen. Wir möchten, dass künftig alle in die Rentenversicherung einzahlen. Oft denken Selbstständige nicht daran, für das Alter vorzusorgen, weil sie das Geld für andere Dinge ausgeben. Das würde bei einer Pflicht-Rentenversicherung nicht mehr passieren, sagt Kömpel, die aufmerksam den weiteren Weg von Eva Schönherr, der erfolgreichen Schneiderin, verfolgen wird.