„Auswüchse an Bürokratismus verhindern“

Antoniusheim-Geschäftsführer Rainer Sippel, Staatssekretärin Brigitte Zypries und OB-Kandidatin Birgit Kömpel (von links) in der Gärtnerei mit von Bewohnern gefertigten Feueranzündern.
Die beiden Geschäftsführer Michaela Lengsfeld und Rainer Sippel, Antoniusheim-Aufsichtsrat Michael Wissler überreichten den Politikerinnen Birgit Kömpel und Brigitte Zypries (von links) ein Geschenk des Hauses.

„Bürokratie ist eigentlich gar nichts Schlechtes. Sie ist wichtig für den Rechtsstaat. Aber selbstverständlich müssen wir Auswüchse an Bürokratismus verhindern.“ Brigitte Zypries (SPD), Staatssekretärin im Bundesministerium für Energie und Wirtschaft, war nach Fulda gekommen, um über den Abbau von Bürokratie für mittelständische Unternehmen zu sprechen. Zypries unterstütze mit dem Besuch im Fuldaer Antoniusheim ihre Genossin Birgit Kömpel, die sich um das Amt der Fuldaer Oberbürgermeisterin bewirbt. Co-Veranstalter war der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW).
Birgit Kömpel hatte die Veranstaltung im Cafè des Antoniusheimes eröffnet, indem sie auf die Probleme junger Gründerinnen und Gründer verwies. „Hier muss zu viel Schriftliches erledigt werden. Ich werde mich in Berlin dafür einsetzen, dass den jungen Leuten, die ein Unternehmen gründen wollen, Steine aus dem Weg gelegt werden. Schließlich muss dieser Mut belohnt werden“, sagte Kömpel, die sich im Alter von 29 Jahren im Personalbereich selbstständig gemacht hatte.
Was also kann man tun, um Bürokratie für Unternehmen abzubauen? Brigitte Zypries hat einige Vorschläge parat: Eine Online-Plattform für Betriebe einrichten, in der diese bürokratische Hemmnisse benennen können. Auch das Datenformat für elektronische Rechnungen könnte attraktiver gestaltet werden. Und bei einer Existenzgründung sei es wichtig, über einheitliche Ansprechpartner landesweit zu verfügen. „Generell fehlt in Deutschland etwas die Risikobereitschaft. Viele haben Angst, bei der Gründung eines Unternehmens zu scheitern und dann für lange Zeit gebrandmarkt zu sein“, sagte Zypries, die der Idee eines Gesetzes-Verfallsdatums nach fünf Jahren eine Absage erteilte. „Das mag bei technischen Gesetzen und dem entsprechenden Fortschritt in diesem Bereich möglich sein, aber ich kann doch nicht alle fünf Jahre das Bürgerliche Gesetzbuch erneuern“, meinte Zypries auf die Frage eines Besuchers. Und gerne gestand die Staatssekretärin ein, dass man an der Transparenz des politischen Wirkens durchaus noch arbeiten könne.
Ohnehin entspann sich eine lebhafte Diskussion, die der Staatssekretärin sichtbar Freude bereitete. Birgit Kömpel dankte zum Abschluss ihrer Genossin für den aufschlussreichen Vortrag und die kompetenten Antworten auf die Fragen der Zuschauer.
Vor der Veranstaltung nahm sich die Staatssekretärin noch die Zeit, sich auf dem Gelände des Antoniusheimes umzuschauen. Die beiden Geschäftsführer Michaela Lengsfeld und Rainer Sippel führten die beiden Politikerinnen unter anderem in die Gärtnerei. Dort bestand die Möglichkeit, mit den dort arbeitenden behinderten Menschen zu sprechen. Voller Stolz wurde Brigitte Zypries und Birgit Kömpel zum Beispiel das Fertigen von Feueranzünder präsentiert.