Zielstrebig, freundlich und mit guten Deutschkenntnissen

„Hier sollten all die Pegida-Anhänger mal vorbei schauen. Sie könnten sich von der Zielstrebigkeit der jungen Leute, die bereits ein schweres Schicksal hinter sich haben, überzeugen lassen.“ Birgit Kömpel, SPD-Bundestagsabgeordnete und Kandidatin für das Amt der Fuldaer Oberbürgermeisterin, zeigte sich sehr beeindruckt nach dem Besuch einer Wohngruppe in Maberzell, in der neun Jugendliche leben, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind. „Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge“ ist der Fachterminus für diese Jugendlichen, Träger dieser Gruppen ist die Caritas.
Die in Maberzell in einer Gruppe untergebrachten Menschen kommen unter anderem aus Äthiopien, Eritrea, Afghanistan oder Somalia. Die Gruppe besteht aus neun Mitgliedern, darunter sind zwei junge Frauen. „Sie schätzen sich alle und respektieren sich“, berichtet Gwendolin Maschè, eine von drei Betreuerinnen. „Statt sich zu streiten, necken sie sich eher. Für die Jugendlichen sind ihre Mitbewohner und auch wir Betreuerinnen ihre Familie“, sagt Maschè. Viele verfügen bereits nach kurzer Zeit über erstaunlich gute Deutschkenntnisse. „Das ist der erste wichtige Schritt“, sagt Einrichtungsleiter Alfred Heil. Die jungen Leute gehen rasch nach dem Eintreffen in Maberzell schon zur Schule. Die Richard-Müller-Schule hat zwei Klassen eingerichtet, in denen die Flüchtlinge unterrichtet werden. „Schlüssel der Integration sind Sprache, Schule, Vereine oder religiöse Einrichtungen“, sagt Bereichsleiter Uwe Lehnert, der nicht verhehlt, dass es ab und an auch zu Problemen kommt. „Es gibt junge Leute, die stellen sich Deutschland anhand von Bildern von Großstädten wie München oder Frankfurt vor und sind enttäuscht, wenn sie in der Provinz landen.“ Viele junge Männer müssten auch gehörig daran arbeiten, dass in Deutschland eine Frau eine ganz andere Wertschätzung erfährt als in ihren Heimatländern. Und generell wünscht sich Lehnert, dass die Politik mehr in die Infrastruktur investiert: „Es fehlt an Dolmetschern, Ärzten für bestimmte Krankheiten oder an Schulklassen.“
Es bestehe natürlich die Gefahr, dass die Mitglieder der Maberzeller Einrichtung von Gruppierungen angezogen würden, die kriminell oder religiös fanatisch seien, erklärt Alfred Heil, der aber von den jungen Leuten, die er mit seinem Team betreut, überzeugt ist. Und fragt man die Jugendlichen nach ihren Berufswünschen, dann merkt man, dass in ihnen jede Menge Ehrgeiz steckt: „Erzieherin, Mechaniker, Ingenieur, Zahnarzt“ bekommt man da zu hören. Und verbringt man mit den Maberzeller Neubürgern und ihren Betreuern einige Zeit, dann ist man guter Dinge, dass diese Ziele auch erreicht werden.
OB-Kandidatin Birgit Kömpel fühlte sich inmitten der jungen Leute sichtlich wohl und versprach, sich darum zu kümmern, die Situation für die jungen Flüchtlinge weiter zu verbessern. „Ich komme gerne wieder“, sagte die Politikerin, die die jungen Flüchtlinge schnell ins Herz geschlossen hatte.