Es geht nur gemeinsam
Die Chancen, dass die Bahnstrecke zwischen Fulda und Frankfurt ausgebaut und modernisiert wird, standen noch nie so gut wie zurzeit. Und nun gilt es, mit vereinten Kräften zu handeln. Denn diese Strecke ist seit vielen Jahren derart über- und belastet, dass es aus den unterschiedlichsten Gründen immer wieder zu Verspätungen kommt. Das ist ärgerlich und nervenaufreibend für alle Pendler. Schließlich wissen sie morgens oft nicht, ob sie pünktlich zur Arbeit kommen. Und abends bedeuten die Verspätungen natürlich neben Stress auch einen verspäteten Feierabend.
Ich kann ein Lied von dieser Misere singen. Vor einigen Jahren bin ich fast täglich von Neuhof aus mit dem Zug ins Rhein-Main-Gebiet zur Arbeit gefahren. Und seitdem hat sich die Situation natürlich eher verschlechtert denn verbessert. Die Strecke zwischen Hanau und Fulda gilt als eine der stärksten belasteten Bahnstrecken Deutschlands, bereits im Jahr 2008 musste der Abschnitt zwischen Hailer-Meerholz und Fulda zum überlasteten Schienenweg erklärt werden. Der Stress für die Bahnreisenden wird immer größer. Kein Wunder also, dass viele Bürgerinnen und Bürger, die im Rhein-Main-Gebiet arbeiten, mich bitten und auffordern, etwas für den Ausbau der Strecke zu tun. Es ist nun auch wirklich nicht nachvollziehbar, warum man in der heutigen Zeit zum Teil mehr als eine Stunde braucht, um von Fulda an den Frankfurter Hauptbahnhof zu gelangen. Und da darf noch nicht mal etwas dazwischen kommen. Zum Vergleich: Nach Kassel kann man es per Bahn von Fulda aus locker in 35 Minuten schaffen.
Das Verkehrsaufkommen auf Deutschlands Schienen wird Studien zufolge bis zum Jahr 2025 noch einmal steigen. Das gilt sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr. Eine Beseitigung des Engpasses im Dreieck Hanau Würzburg/Fulda ist auch deshalb zwingend notwendig.
In Briefen an Bahn AG und Verkehrsministerium habe ich nach dem aktuellen Stand der Projektplanungen gefragt, beide Antwortschreiben enthielten klare Bekenntnisse zum Streckenausbau.
Auch Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir hat bei einer Informationsveranstaltung in Gelnhausen unterstrichen, wie wichtig ihm eine moderne Bahnstrecke zwischen Fulda und Frankfurt ist. Dass bei dieser Zusammenkunft auch reichlich Wasser in den Wein gegossen wurde, ist zwar durchaus deprimierend, aber leider nicht zu ändern. Denn vor dem Jahr 2034 wird die neu- und umgebaute Strecke wohl nicht in Betrieb gehen. Dieser Zeitkorridor hat viele erschreckt – auch mich. Doch die exakte Gestaltung einer solch wichtigen Verkehrstrasse braucht halt viel Zeit. Und schließlich sollen die Bürgerinnen und Bürger in die Planungen mit eingebunden werden. Das ist eine gute Idee. Denn was passieren kann, wenn den Menschen ohne Rücksprache Baumaßnahmen aufgedrückt werden, hat man ja in Stuttgart mitverfolgen können.
Nicht alle Betroffenen werden trotz der Bürgerbeteiligung mit dem Trassenverlauf zufrieden sein. Diese Traum-Variante wird es wohl nicht geben. Gleichwohl müssen alle Planer dafür sorgen, dass die Menschen so gut wie möglich vor dem Lärm der Züge geschützt werden. Dies ist ein wichtiges Anliegen. Und dies muss gelingen. Ganz gleich, ob die Mottgersspange kommen oder entlang der bestehenden Strecke ausgebaut wird.
Die Bahn hat deutlich gemacht, wie wichtig das Projekt Fulda-Frankfurt sein wird: ICEs könnten auf einer neuen Strecke mit höherer Geschwindigkeit fahren, der Anschluss an andere Verkehrsknotenpunkte wäre gewährleistet. Höhere Qualität auf der Strecke würde für mehr Pünktlichkeit, weniger Verspätungen und somit für zufriedenere Kunden sorgen. Und Schienenverkehr kann eine umweltfreundliche Alternative zum Verkehr auf der Straße oder in der Luft sein.
Es ist in der Tat noch ein langer Weg bis zur Freigabe der neu gebauten Bahnstrecke Fulda-Frankfurt. Doch wenn wir Politiker alle an einem Strang ziehen, dann ist schon mal eine Grundlage für eine gute Entwicklung des Projektes geschaffen. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, dass dies gelingt. Zumal der Ausbau auch für den Wirtschaftsstandort Fulda enorm wichtig ist.